
Fragen und Antworten
Neben dem Wissen über mögliche Prüfungsthemen möchte ich Ihnen als Leser auch meine persönliche Empfehlung aussprechen und meine Erfahrung mit Ihnen teilen, wie Sie den Anerkennungsprozess angehen sollten.
Ich selbst habe viele Fehler im Prozess der Anerkennung getätigt und hätte mir persönlich gewünscht, dass mich jemand von Anfang an besser beraten hätte. Hätte ich noch einmal die Chance, von Anfang an zu beginnen, dann hätte ich vieles anders gemacht.
Gleichwertigkeitsprüfung oder direkt in die Kenntnisprüfung?
Das hängt von Ihrer individuellen Situation ab:
Wenn Sie Ihre Berufserlaubnis noch nicht genutzt haben und somit zwei Jahre problemlos ärztlich tätig sein können, würde ich Ihnen zunächst die Gleichwertigkeitsprüfung empfehlen. Reichen Sie Ihre Dokumente bei der entsprechenden Bezirksregierung ein, arbeiten Sie in der Zwischenzeit, und warten Sie das Ergebnis ab. Durch die gesammelte Berufserfahrung können Sie mögliche Defizite ausgleichen, was Ihnen bei der Prüfungsvorbereitung zugutekommt.
Falls Sie derzeit noch nicht arbeiten und die Möglichkeit haben, sich vollständig auf das Lernen zu konzentrieren, empfehle ich Ihnen die Kenntnisprüfung. Nehmen Sie sich dafür jedoch ausreichend Zeit, um Ihre medizinischen Kenntnisse aufzufrischen und Ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.
Wieso Gleichwertigkeitsprüfung und nicht direkt die Kenntnisprüfung?
Sie müssen wissen, dass es eigentlich rechtlich der korrekte und einzig richtige Weg ist, zunächst die Gleichwertigkeitsprüfung anzustreben - denn so steht es im Gesetz. Ihr Diplom bzw. Ihre Unterlagen müssen zuerst geprüft werden und eigentlich sollte jede Ärztekammer im ersten Schritt prüfen, ob Ihre Dokumente ausreichen, direkt eine Approbation zu erteilen. Ja, es kommt einem zunächst so vor, dass das gutachterliche Verfahren deutlich teurer, zeitaufwändiger und möglicherweise nicht erfolgsversprechend ist. Aber Nein! Wenn Sie sich für die Kenntnisprüfung zum Beispiel in Münster entscheiden, dann glauben Sie mir, die Wahrscheinlichkeit, dass Sie den ersten Versuch bestehen, ist unwahrscheinlich. Ja, man liest in den Foren bzw. Chat-Gruppen über erfolgreich bestandene Prüfungen im ersten Versuch, aber über die massive Anzahl von nicht bestanden Prüfungen wird nicht berichtet, da die meisten Prüflinge sich dafür schämen. Die Chance, in Münster mindestens zwei mal durchzufallen trotz zusätzlich belegtem Kurs ist sehr groß. Und an diesem Punkt haben Sie schon weit über 6000€ investiert und die ungefähre Vorbereitungszeit beträgt 1 Jahr. Daher machen Sie nicht diesen Fehler! Sie können diese Zeit nutzen, eine Gleichwertigkeit prüfen zu lassen.
Wenn Kenntnisprüfung, welches Bundesland sollte ich auf jeden Fall meiden?
Ganz klar, Nordrhein-Westfalen.
Wieso sollte ich die Kenntnisprüfung in Nordrhein-Westfalen meiden?
Oft setzten die Prüfer in Münster leider fachärztliches Wissen und jahrelange Berufserfahrung voraus. Es sollte eigentlich in dieser Prüfung darum gehen, dass Sie einen ungefähren Wissensstand haben wie ein deutscher Medizinstudent, jedoch gibt es keine klaren Richtlinien, an die sich die Prüfer halten müssen und somit werden viele Fragen gestellt, die auch ein Arzt, der in Deutschland studiert hat, nicht wissen kann. Darüber hinaus wird den Prüflingen oft mangelhafte praktische Erfahrung vorgeworfen, obwohl es keine Facharztprüfung ist und sie eigentlich keine ärztliche Erfahrung haben. Daher ist Ihr akademisches Wissen nicht immer das ausschlaggebende, die Prüfung zu bestehen. Die Prüfung ist wirklich unfair, subjektiv und sollte unbedingt objektiver gestaltet werden.
Wie sollte der korrekte bzw. richtige Weg aussehen, um die Approbation in Deutschland zu beantragen?
Von Anfang an müssen Sie wissen, dass das Anerkennungsverfahren Zeit benötigt. Sie müssen geduldig sein. Schnell nach Deutschland kommen und mal eben Ihr Diplom anerkennen lassen ist nicht möglich. Es kann 3 bis 4 Jahre dauern, bis Sie die Approbation erhalten.
1. Der allererste Punkt ist der wichtigste. Informieren Sie sich bitte detailliert über die benötigten Unterlagen in dem jeweiligen Bundesland, indem Sie Ihre Unterlagen einreichen wollen! Hinterfragen Sie jeden einzelnen geforderten Punkt. Wenn dort geschrieben wird „lückenloser chronologischer Lebenslauf“, dann sollte dies auch erfüllt sein. Seien Sie hier bitte penibel! Viele Antragsteller scheitern schon hierbei und somit fallen Gleichwertigkeitsprüfungen negativ aus!
2. Bereiten Sie alle Dokumente gründlich schon in Ihrem Studienland (Beglaubigungen, Übersetzungen, Apostille, Lehrplan etc.) für eine Gleichwertigkeitsprüfung vor. Versuchen Sie, so viele Dokumente aus Ihrem Studienland zu erhalten, in denen Ihnen bestätigt wird, dass Sie Arzt sind. Tipp: Versuchen Sie, sich noch in Ihrem Studienland ein sogenanntes Praktische Jahr (PJ) bescheinigen zu lassen oder z.B. in Russland wird das PJ durch die Prüfung der Akkreditierung ersetzt, da das Praktische Jahr eine wichtige Rolle in Deutschland im Rahmen der ärztlichen Ausbildung spielt.
3. Wählen Sie das Bundesland sorgfältig aus.
4. Erfolgreiche Ablegung der Fachsprachprüfung. Bitte beachten Sie, dass eine erfolgreich abgeschlossene Fachsprachprüfung nicht ausreicht. Sie müssen sehr gut deutsch sprechen, bitte lassen Sie sich Zeit und sammeln Sie zunächst praktische Erfahrung.
5. Einreichen Ihrer Dokumente für eine Gleichwertigkeitsprüfung und den Erhalt der Berufserlaubnis: Die Gleichwertigkeitsprüfung wird Zeit benötigen (bis zu 1-2 Jahren), arbeiten Sie in Ruhe mit Ihrer Berufserlaubnis. Jedoch habe ich bei Kollegen beobachtet, dass bei einer bekannten Universität im Ausland das Gutachten deutlich schneller erstellt werden kann, beispielsweise innerhalb weniger Monate. Mein Tipp: Bewerben Sie sich in einem Krankenhaus, in dem Sie rotieren können! Innere Medizin, Chirurgie und ggf. Geriatrie oder Palliativmedizin. Machen Sie nicht den Fehler und bewerben sich ausschließlich auf eine Stelle und für eine spezielle Fachrichtung. Arbeiten Sie auf keinen Fall die ganze Zeit in einer Fachrichtung, wechseln Sie die Fachrichtung.
6. Lassen Sie sich alle ärztlichen Tätigkeiten von Ihrem Arbeitgeber schriftlich bestätigen. Falls der gutachterliche Bescheid negativ ausfällt, können Sie diese Defizite durch berufliche Erfahrung mit entsprechenden Nachweisen ausgleichen.
7. Stichwort Berufserlaubnis: Dies ist auch eine Absurdität der deutschen Regierung und Ärztekammern. Mit dem Erhalt der Berufserlaubnis wurde Ihnen eigentlich schon bestätigt, dass Sie Arzt sind. Sie dürfen ab jetzt als Arzt arbeiten und saftige Beiträge an die Ärztekammer zahlen. Aber Sie werden nicht vollständig anerkannt, um auf Dauer als Arzt in Deutschland zu arbeiten und Ihnen wird auch die abgeleistete Zeit nicht Ihrer zukünftigen Weiterbildung gutgeschrieben. Des Weiteren sind die Regelungen von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich. In manchen Krankenhäusern dürfen Sie Wochenenddienste bzw. Nachtdienste machen, in anderen nicht. Jedoch nutzen Sie auf jeden Fall die Chance, als Arzt mit der Berufserlaubnis zu arbeiten.
8. Sollten Sie nun aufgrund eines negativen gutachterlichen Bescheids doch die Kenntnisprüfung ablegen müssen, dann machen Sie nicht den Fehler, die Prüfung zu früh abzulegen oder sich unentgeltlich vom Arbeitgeber freizustellen. Nutzen Sie die kompletten 2 Jahre der Berufserlaubnis aus. Danach haben Sie Anspruch auf Arbeitslosengeld für mindestens 1 Jahr und dann genügend Zeit, in Vollzeit zu lernen und in mehreren Versuchen die Prüfung abzulegen. Sollten Sie jedoch trotzdem versuchen wollen, neben der Arbeit zu lernen, dann nehmen Sie sich genug Zeit dafür.
9. Vorbereitung der Kenntnisprüfung: Um den Inhalt nicht nur auswendig zu lernen, sondern auch das Gelernte zu verstehen, brauchen Sie mindestens 3-4 Monate, an denen Sie jeden Tag 8-10 Stunden zum Lernen investieren. Dies ist eine realistische Zeitspanne. Aber dies ist nur möglich, da Sie nun mit den Büchern von Doktor Charlie eine Zusammenfassung aller Themen vorliegen haben. Wenn Sie selbst die Themen zusammenfassen müssten und auch danach noch suchen, bräuchten Sie mehr als 1 Jahr zur Vorbereitung. Aber diese Arbeit haben wir Ihnen erspart.
10. Sollten Sie sich in irgendeinem Schritt unsicher fühlen oder das Gefühl haben, dass Sie sich unfair von der Ärztekammer oder Bezirksregierung behandelt fühlen, nehmen Sie so früh wie möglich rechtlichen Beistand und legen gegen jeden Bescheid frühzeitig Widerspruch ein. Viele Bescheide sind nur automatisch vorgefertigte Dokumente von den Behörden, daher meiden Sie nicht den Weg zu einem Anwalt Ihres Vertrauens. Es gibt mittlerweile viele Anwälte, die sich auf das Approbationsrecht spezialisiert haben. Je mehr ärztliche Kollegen sich beschweren und rechtliche Schritte einleiten, desto größer ist die Chance, dass sich in Zukunft etwas ändern wird.
Ich hoffe, Ihnen gefallen meine Empfehlungen bzw. Tipps und dass ich Ihnen am Ende viel Geld, Zeit und Nerven erspart habe.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ich wünsche mir, dass Sie bald Ihre Approbation in Deutschland erhalten.
Sollten Sie zusätzliche Informationen oder neue Erkenntnisse sowie Empfehlungen aus Ihrer Erfahrung mit uns teilen wollen, können Sie uns jederzeit schreiben. Gemeinsam können wir die Ärztecommunity unterstützen! Falls Sie nicht aufgeführte Fragen haben, wenden Sie diese gerne an mich über doktorcharlie@yahoo.com oder über Instagram doktorcharlie.